Sein Verlag hielt jedoch eine solche Thematik für unverkäuflich. Die Interpretation der körperlichen Reinheit und der funktionalen Mechanismen In der Geschichte spielt die Reinheit beider Körper eine sehr wichtige Rolle. Er entwirft als einen möglichen Deutungsansatz, dass im Reisenden der Leser selbst zu sehen sei und mit jedem Lesen die Welt des alten Kommandanten aufs Neue aufersteht. Was er zu beherzigen habe, wird ihm in den Leib eingeschrieben. Der Aufbruch | 6. Er wolle seine Abneigung gegen diesen Apparat dem Kommandanten nur unter vier Augen mitteilen. Damit ergibt sich schließlich die Rechtfertigung dafür, In der Strafkolonie als Erzählung zu bezeichnen. Der große Schwimmer | Dementsprechend definiert eine festzustellende Ausschnitthaftigkeit typischerweise diese Arten von Textsorte. Robert Heindl, ein Bekannter von Hans Gross, dessen Student Kafka an der Karl-Ferdinands-Universität zu Prag war, hat im Auftrag des Deutschen Reichs Strafkolonien in der Südsee besichtigt. [12] Der Folter- und Tötungsapparat ist eine mechanisch-elektrische Maschine, die durch Zeichenblätter (ähnlich Lochkarten) in ihren Arbeitstakten gesteuert wird. Nicht kreischend, sondern völlig lautlos, ohne das geringste Surren startet der Mechanismus und wird immer schneller. Der Reisende scheint nicht menschlich berührt oder wirklich angewidert von der Grausamkeit des Bestrafungs- und Tötungsvorganges.[14]. Karte der ersten Sträflingskolonie Australiens am Port Jackson, dem natürlichen Hafen des späteren Sydney, aus dem Jahre 1789, gezeichnet von einem Sträfling. Daraus ergibt sich die wichtige Frage, was die Rolle des Reisenden so zentral macht und wieso Kafka ihn als Erzähler, als bei ihm traditionell so streng geführten Zugangspunkt zur Geschichte, gewählt hat, obwohl doch die Thematiken der Erzählung Bestrafung, Recht und Macht, Tradition und Moderne augenscheinlich anhand des Offiziers und des Apparates abgehandelt werden. Nachdem dem Reisenden in aller Ausführlichkeit Aufbau und Funktion des Gerätes erklärt wurden und der nackte Verurteilte bereits für die Exekution auf die Maschine geschnallt ist, wendet sich der Offizier, noch bevor er die Apparatur in Gang setzt, an den Reisenden und bittet ihn, sich später dem neuen Kommandanten gegenüber positiv zu der Bestrafungsmaschine zu äußern. Zugleich wird der Leser in die seltsame Situation des Besuchers der Strafkolonie versetzt - als Reisender, der sich Kenntnisse wünscht: über Strafkolonien, Apparate, die Arbeiter-Unfall-Versicherungsanstalt und die Quellen: von Friedrich Nietzsche … Der Steuermann | Der Text weist in seiner Handlung einen relativ eindimensionalen Ablauf auf. Es gibt keine Anklage und folglich auch keine Verteidigung, und das Merkmal der Unrechtsprechung ist die Willkür. Im Vergleich zum Offizier ist er wortkarg. [11] Das geschriebene Gesetz sind die Zeichnungen mit verschlungenen, bezeichnenderweise für den Reisenden nicht lesbaren Buchstaben und Ornamenten, die den Tötungsapparat steuern und so das Urteil vollstrecken. In einer lakonischen Notiz vom 2. In Gero von Wilperts Sachwörterbuch der Literatur wird auf Seite 446 von einem „gleichnishaften Moment im Alltagsleben e. gewöhnl. Frankreich verbannte viele Strafgefangene, insbesondere politische Gegner der Februarrevolution 1848, der Unruhen 1851 und der Pariser Kommune, nach Französisch-Guyana und Neukaledonien.. Französisch-Guyana wurde seit 1852 als Strafkolonie genutzt. Auch die Nadeln der sogenannten Egge schreiben nicht, wie sie sollen, sondern stechen nur tief und tiefer in den von Blut triefenden Körper: „[…] das war ja keine Folter, wie sie der Offizier erreichen wollte, das war unmittelbarer Mord.“ So dauert es statt vieler Stunden nur wenige Minuten, bis das Opfer exekutiert ist und, mit einem langen eisernen Stachel in der Stirn, über der Abfallgrube hängt. Diese wird durch einen seltsamen Apparat vorgenommen, der von dem verstorbenen Kommandanten der Insel entwickelt wurde. Personen. Die Steuerungszeichnungen für den Apparat trägt er stets in seiner Brusttasche, so sehr liegen sie ihm gleichsam am Herzen. Einleitung In dieser Arbeit sollen an einem Beispiel Interpretationskonflikte deutlich gemacht werden. Von. In einem solchen totalitären System sind Legislative, Exekutive und Judikative offenbar identisch und finden sich in der Person des Offiziers der Strafkolonie vereint. Am ehesten ist er beeindruckt davon, wie der Offizier im völligen Glauben an die Sache das Urteil der Maschine an sich selbst vollziehen lässt („der Reisende hätte an seiner Stelle nicht anders gehandelt“). Um schnell und einfach einen Überblick über das Werk zu erhalten. Das gilt auch für seine Erzählung In der Strafkolonie. Ist die Unmöglichkeit der Ausreise dem betroffenen Menschen in diesem Sinne zuzurechnen, soll er oder sie zudem keine Duldung, sondern eine sogenannte Ausreiseaufforderung erhalten – verbunden mit einer deutlichen Verschlechterung der Bedingungen. Hartmut Binder hingegen kommentiert die „Konzeption der Erzählung“[7], benutzt also die allgemeinere Gattungsbezeichnung, womit er sich aber bei der Mehrheit der Autoren von Sekundärliteratur zu In der Strafkolonie befindet. Einleitungsvortrag über Jargon | Der Offizier, dessen Bittstellerhaltung und Opferbereitschaft fast menschlicher scheinen als die passive und emotionslose Distanz des neutralen Reisenden, wird völlig bestimmt von seiner fatalen Faszination, die der Apparat und sein Schöpfer auf ihn ausüben – was seine positiven Eigenschaften von vornherein ad absurdum führt. Die Verwandlung | - Hohes Honorar auf die Verkäufe Jedes individuelle Vergehen wäre die konkrete Manifestation einer allgemeinen existentiellen Schuldhaftigkeit. Man hat also den Text bei einer der Textsorten der kürzeren Erzählprosa einzuordnen. Aufgrund der oben angedeuteten Häufigkeit der Verwendung des Terminus Erzählung, also eines allgemeinen, „weniger gattungshaft ausgeprägten“[8] Begriffes, bietet es sich an, auf theoretischer Ebene von diesem Punkt aus zu starten und zu untersuchen, in wieweit gattungshafte Elemente ausgeprägt sind und in welche Richtung sie verweisen, oder ob sie sich derart gegensätzlich gegenüberstehen, dass entweder zu einer Festlegung auf eine Gattung geschlossen werden kann, oder die allgemeine Form als Kompromiss bestätigt wird. Kafkas Haltung zum Krieg ist von Widersprüchen geprägt. Weiterhin bleibt zu klären, ob überhaupt eine Interpretation möglich ist, oder eine Vielzahl an Möglichkeiten in Frage kommen. In der Strafkolonie (Suhrkamp BasisBibliothek) | Kafka, Franz, Höfle, Peter | ISBN: 9783518188781 | Kostenloser Versand für alle Bücher mit Versand und Verkauf duch Amazon. 4.1 Persönlicher Ansatz Beißner postuliert des Weiteren, dass bei Kafka der Erzähler immer mit der Hauptfigur zusammenfalle, die das Erzählte stellvertretend für den Leser erlebe, bzw. Bereits der erste Satz der Erzählung macht deutlich, dass nicht der Mensch, sondern „ein eigentümlicher Apparat“ das Zentrum der Aufmerksamkeit bildet. Im Mittelpunkt der surrealen Erzählung steht ein völlig deformiertes Justizwesen, das Kafka in einem sachlichen Stil, der mit dem eines Reiseberichtes zu vergleichen ist, detailliert und ohne jegliche Gefühlsregung beschreibt. Eine hierfür typische Pointierung[14] kann nämlich in Kafkas Text nicht nachgewiesen werden. Gegliedert in Einleitung, Hauptteil und Schlussteil. FAQ; Kontakt Der Gruftwächter | Das Unrecht ist himmelschreiend, aber er will seine Ablehnung nicht laut verkünden, sondern dem neuen Kommandanten gegenüber nur unter vier Augen darlegen. Der Autor Franz Kafka lebte von 1883 bis 1924. Forschungen eines Hundes | Inhaltsanalyse/ Interpretation 6.1. Infos; Impressum; Nutzungsbedingungen; Abonnementsbedingungen; Kundendienst. Die Prüfung | 4 Bestrafung Zu ihnen kann man auch den neuen Kommandanten zählen. Kurt Wolff Briefwechsel eines Verlegers 1911-1963 Büchergilde Gutenberg S. 49. September 1917: „Hinsichtlich der Strafkolonie besteht vielleicht ein Mißverständnis. Felice war als Prokuristin ihrer Firma Lindström AG zuständig für den Verkauf von Parlographen (Diktiergeräten), einer elektroakustischen Weiterentwicklung des Phonographen. [4] Durch verschiedene Verzögerungen aufgrund der Skepsis seines Verlages erfolgte die Veröffentlichung als Einzelerzählung bei dem Verleger Kurt Wolff erst 1919. Der Offizier, der wirklich glaubt, der Apparat sei ein Instrument der Gerechtigkeit, unterzieht sich, ohne zu zögern, selbst der grausamen Prozedur, die vorher für den Verurteilten bestimmt war. Ein anderer Soldat ist ihm zur Bewachung zur Seite gestellt. Prometheus | Die Erzählung im Volltext der Erstausgabe von 1919 in der Freien digitalen Bibliothek: Diese Seite wurde zuletzt am 15. Gespräch mit dem Betrunkenen | Der Kreis der von Haft bedrohten Personen würde also ganz unverhältnismäßig erweitert. Im ersten Abschnitt beschreibt der Offizier die schockierende Tötungsmaschinerie sehr detailgenau, in selbstverständlichem Tonfall, so als handele es sich um die Gebrauchsanweisung eines Staubsaugers. Es besteht darin, dass jeder Angeklagte nach Festlegung des Urteils, das nicht angezweifelt werden kann, von einem Apparat in minutiösem Ablauf stundenlang gefoltert und dann getötet wird. Die Banditen NPCs schützen nur Leute, welche auch - weshalb auch immer - im Schutz der Bande stehen (Banditen) innerhalb der Sichtweite, die anderen Personen sind ihnen egal jedoch warnen sie die Person vorerst und wenn das ignoriert wird schreiten sie dann erst ein. Er leidet, wenn er nicht schreiben kann. Oktober 1918 schrieb Kurt Wolff an Kafka „...diese Dichtung, die ich ganz außerordentlich liebe, wenn sich meine Liebe auch mit einem gewissen Grauen und Entsetzen über die schreckhafte Intensität des furchtbaren Stoffes mischt...“[5], Auch der junge Journalist Kurt Tucholsky war sehr berührt von der Erzählung und schrieb dazu: „Seit dem Michael Kohlhaas ist keine deutsche Novelle geschrieben worden, die mit bewusster Kraft jede innere Anteilnahme anscheinend unterdrückt und doch so durchblutet ist von ihrem Autor.“[6]. … Es ist Zumutung und Verführung zugleich, sich lesend einzulassen auf das Abenteuer Strafkolonie.“. Diese bezeichnen den Reisenden als psychisch und physisch sehr erschöpft, einmal scheint er fast den Verstand zu verlieren. ! Zu Lebzeiten veröffentlicht:  In „In der Strafkolonie“ gibt es ebenfalls drei, für diese Interpretation, wichtige Personen: den Soldaten, der bestraft wird, den Offizier und die Maschine. - Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN [3] Andererseits spiegelt die Strafkolonie auch zivilisatorische Religionsvorstellungen, denn das Opfer soll ja durch den Schmerz zu einer erlösenden und verklärenden Einsicht in die Wahrheit seiner Schuld und den Sinn seines Leidens gelangen. Heimkehr | Eine Differenzierung von Handlungssträngen ist nicht auszumachen. Ihr Zweck ist es, dem Verurteilten das übertretene Gebot in einer langen und blutigen Prozedur immer tiefer in den Körper zu ritzen, was schließlich zu seinem Tode führt. [15] Der Reisende aber verweigert ihm die erhoffte Zustimmung mit einem lakonischen „Nein“, zeigt aber dann doch ein gewisses Mitgefühl: „Ihre ehrliche Überzeugung geht mir nahe, wenn sie mich auch nicht beirren kann.“ Seine Reaktion führt letztlich zum Wendepunkt der Geschichte. Poseidon | Jahrhundert von Menschen an Menschen verübt wurden, verfasste Kafka etwa zwei Monate nach Beginn des Ersten Weltkriegs, als die späteren Kriegsgräuel noch unbekannt waren. Sein totes Gesicht zeigt kein Zeichen der Erlösung, wie zuvor von ihm selbst begeistert beschrieben, sondern blickt den Forschungsreisenden lediglich „ruhig und überzeugt“ mit offenen Augen an. [21] Allerdings geht die im wörtlichen Sinne körperliche Wirkung dort noch nicht derart unter die Haut. Im Buch Meine Reise nach den Strafkolonien[26] beschreibt Heindl, wie ein Hinrichtungsgehilfe in einer Strafkolonie eine Hinrichtungsmaschine entworfen hat. Der Offizier, der sich sehr engagiert, ja pathetisch äußert, gibt andererseits nichts von seiner tatsächlichen, augenblicklichen inneren Gefühlswelt preis. Foucaults Beschreibung einer Strafpraxis, die in Europa vom Mittelalter bis in die Mitte des 19. [30], Kurt Tucholsky hat diesen Aspekt als Rezensent berücksichtigt und in Kafkas Text eine Darstellung von schrankenloser Herrschaft gesehen, die Sexualität und Zurschaustellung von Macht miteinander verbindet. [1] Im November 1916 las sie Kafka in München im Rahmen einer literarischen Vortragsreihe vor kleinem Publikum, auch Rainer Maria Rilke war anwesend. Der Text konzentriert sich vielmehr auf die Verarbeitung der stofflichen Inhalte rund um das Thema Bestrafung, die in Teil 4 erörtert werden. Februar 2020 ©Der/dieAutor(en)2020 Zusammenfassung Nochnieist genauerbedachtworden,aufwelche»Fehler«Kaf-ka in seiner Strafkolonie-Erzählung aufmerksam geworden ist. Der Apparat ist auch ein Ausdruck einer Rationalisierung: Die Anklage, die Folter, welche den Verurteilten in der vormodernen Rechtsprechung zum Geständnis seiner Schuld bringen soll, und die anschließende Exekution fallen zusammen.